Der Militarismus in seinen verschiedenen Formen ist weltweit verbreitet und basiert auf der Idee der „Macht über andere.“ Die Akzeptanz von Gewalt als Lösung für Konflikte ist weit verbreitet. Diese Konflikte stehen in direktem Zusammenhang mit wirtschaftlichen Interessen, da sie um die Kontrolle über natürliche Ressourcen wie Land, Öl, Wasser und Mineralien geführt werden. Es ist wichtig, die Verbindung zwischen Militarismus und Kapitalismus zu beachten, da sie untrennbar miteinander verbunden sind. Militarismus bezieht sich auf die Dominanz des Militärs in einer Gesellschaft, während Kapitalismus ein auf privatem Eigentum, freiem Markt und Gewinnmaximierung basierendes Wirtschaftssystem ist. Rüstungsunternehmen und andere Unternehmen profitieren im Kapitalismus von Kriegen und militärischen Konflikten, da sie Waffen und Ausrüstung verkaufen können. Dies wiederum fördert den Militarismus, um den Bedarf an militärischer Ausrüstung aufrechtzuerhalten. Auf der anderen Seite unterstützt der Militarismus auch den Kapitalismus, indem er die Sicherheit von Investitionen und Handelswegen gewährleistet. Das Militär kann auch eingesetzt werden, um die Interessen kapitalistischer Staaten im Ausland zu sichern oder zu stärken. Daher verstärken sich Militarismus und Kapitalismus gegenseitig und führen zu einer Spirale von Aufrüstung und Konflikten mit wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen.
Obwohl die Rüstungsproduktion in Deutschland nach dem Zweiten imperialistischen Weltkrieg zeitweise verboten wurde, wurde das Verbot 1955 aufgehoben. Deutschland hat wieder eine eigene Armee aufgestellt und sich der NATO angeschlossen. Auch Waffenexporte wurden wieder aufgenommen. Heute befinden sich deutsche Rüstungsunternehmen größtenteils in Privatbesitz, einige gehören jedoch auch zu großen Konzernen. Seit 2004 steht Deutschland an der Spitze der weltweiten Rüstungsexporte mit etwa 6 Prozent des Gesamtexports, hinter den USA, Russland und Frankreich. Gemäß der Website “waffenexporte.org” von Greenpeace stieg die Genehmigung von Rüstungsexporten in Deutschland im Jahr 2021 auf den Rekordwert von 9,04 Milliarden Euro. Früher belieferte Deutschland hauptsächlich NATO-Verbündete mit Rüstungsgütern, heute sind es eher Drittstaaten wie Ägypten, Katar, Brasilien, usw.
Der deutsche Militarismus wird aber nicht nur durch Rüstungsexporte verstärkt, sondern auch durch die Militarisierung der Gesellschaft innerhalb des Landes. Mit dem Krieg in der Ukraine und der kürzlich angekündigten deutschen Aufrüstungsoffensive wird diese bedrohliche Entwicklung weiter vorangetrieben.
In einer Pressemitteilung vom 7. März 2022 befürwortete Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) einen verstärkten Einsatz von Jugendoffizieren der Bundeswehr im Schulunterricht. Sie begründete dies damit, dass es wichtig sei, den russischen Angriff auf die Ukraine und die Auswirkungen auf Deutschland und Europa altersgerecht im Schulunterricht zu behandeln. Das Ziel dieser Kampagne ist jedoch nicht primär die Berücksichtigung der Sorgen und Ängste der Schüler*innen, sondern die Indoktrination der Jugendlichen mit offizieller Kriegspropaganda und die Förderung von Militarismus und Krieg. Die Bundeswehr investiert seit Jahren Millionen in Werbe- und Rekrutierungskampagnen und schickt auch Offiziere in Schulen.
Die sogenannten Jugendoffiziere dienen als sicherheitspolitische Funktionäre in der Informations- und Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, Schüler*innen der Klassen 9-13 zu unterrichten und für Kriegspolitik und Militarismus zu werben. Neben Schulen können sie auch Universitäten, Fachgruppen, Vereine und andere Institutionen ansprechen und besuchen. Laut offiziellen Angaben der Bundeswehr wurden im Jahr 2022 fast 6.000 Veranstaltungen durchgeführt, was einer Steigerung von ungefähr 148 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dabei wurden rund 124.000 Schülerinnen und Studenten erreicht. Mit mehreren Standorten in Deutschland hat die Bundeswehr einen enormen und bedrohlichen Einflussbereich an deutschen Hochschulen.
Es wird deutlich, dass das Ziel darin besteht, die Gesellschaft vollständig auf den Krieg einzustellen, auch innerhalb des eigenen Landes. Alle Bereiche der Gesellschaft werden dem Konzept der „Sicherheit“ untergeordnet und indirekt als kriegsrelevant erklärt. Wie oben erläutert, werden auch Schulen stärker militarisiert und auf Krieg vorbereitet. Junge Menschen werden so für die Kriegspolitik rekrutiert. Die Militarisierung der Schulen entspricht somit der offiziellen Politik der Bundesregierung. Eva Höhl (SPD), die für die Streitkräfte zuständige Bundestagsabgeordnete, äußerte sich im Sommer dieses Jahres wie folgt: “Ich würde mich freuen, wenn Lehrer*innen sagen würden, dass es ein wichtiger Teil der Bildung ist, sich auch mit den Streitkräften zu beschäftigen.”
Um sich gegen das kriegstreiberische kapitalistische System zu wehren und den Einfluss des Militarismus nicht nur in Bildungseinrichtungen, sondern in der gesamten Gesellschaft zu bekämpfen, müssen wir uns zunächst theoretisch mit der Rolle der Bundeswehr auseinandersetzen und das Bewusstsein für Antimilitarismus stärken. Nur so können wir aktiv gegen die Militarisierung der Gesellschaft vorgehen. Es ist von großer Bedeutung, anzuerkennen, dass der Kapitalismus ohne Krieg nicht existieren kann und dass der Imperialismus sowohl nach innen als auch nach außen aggressiv ist, insbesondere in militärischer Hinsicht.
Als Jugendliche sind wir verpflichtet, gegen die Verbreitung kriegstreibender Ideen vorzugehen, denn in einem kapitalistischen System gibt es keinen Frieden, weder mit noch ohne Krieg.
YDG-Neue Demokratische Jugend