Hallo, Die zunehmende Welle des Faschismus in der letzten Zeit in der Türkei, in Türkei-Kurdistan und auch überall auf der Welt und die damit einhergehenden sexistischen und homo-/transphoben Angriffe haben das Leben von Frauen und LGBTI+‘s noch unerträglicher gemacht als es schon ohnehin war. Vor allem in der Türkei haben die Hassäußerungen der AKP/Erdogan-Regierung gegenüber der Frauenbewegung und LGBTI+s zu einer Zunahme der Angriffe von Faschisten gegen die von uns erwähnten Sektionen in der Türkei geführt. In der Türkei, wo fast täglich Frauen- und LGBTI+ Morde und Hassattacken erlebt werden, macht die Tatsache, dass Sie auch gleichzeitig eine kurdische Identität haben, sie aufgrund Ihrer Geschlechtsidentität, sexuellen Orientierung und Nationalität anfällig für Angriffe. An dieser Stelle sprachen wir als Neue Demokratische Jugend (YDG) mit der in der Türkei lebenden kurdischen Transfrauen-Aktivistin Yıldız İdil Şen über die Gewalt, der sie ausgesetzt ist. Yıldız, die fast täglich den Angriffen des Staates und des staatsverbundenen Faschismus ausgesetzt ist, beantwortete unsere Fragen wie folgt.
Magst du dich einmal vorstellen?
Hallo, ich bin Yıldız İdil Şen, 21 Jahre alt, LGBTi+ Aktivistin und gleichzeitig beteilige ich mich auch im revolutionären Kampf mit. Ich komme ursprünglich aus Bitlis, geboren und aufgewachsen bin ich in Istanbul, ich bin eine kurdische LGBTI+ Person. Ich bin Ratsmitglied bei HDK LGBTI+ (HDK – Demokratischer Kongress der Völker) und wir kämpfen seit langem für die Rechte der LGBTI+ Personen und gleichzeitig auch kurdischen LGBTI+ Personen. Warum ich dies extra erwähnt habe, würde ich dann später gerne erläutern.
Wann hast du entdeckt das du nicht diesem Körper zugehörig bist und wie ist dieser Prozess verlaufen?
Ich habe mich zum ersten Mal entdeckt, als ich 12-13 Jahre alt war aber auch davor schon war mir bewusst, dass etwas ist, ich wusste das etwas ist aber nicht was es ist. Ich hatte damals keine Möglichkeit es zu verstehen, ich hatte damals kein Telefon, ich war ein Kind, ich ging in die Mittelschule. Später, als ich mein erstes Telefon bekam, informierte und lernte ich das Konzept von LGBTI+, so habe ich mein erstes Outing gehabt, ich outete mich als schwul, aber selbst mit meinem Gay Outing war ich nicht wirklich ich selbst. Im Laufe der Zeit habe ich mich politisiert und habe mich im revolutionären und gleichzeitig LGBTI+ Aktivismus engagiert. Mir wurde klar, dass ich bis zu diesem Tag eigentlich nie diesem Körper angehörte, ich war Trans. Ich kannte die Begriffe und ihre Bedeutungen nicht. Im Allgemeinen stand das Konzept von Schwulen im Vordergrund, aber mir war klar, dass ich eine Trans-Existenz habe, so begann ich mich mit einem Trans Outing zu öffnen. Sich zu öffnen war schwer für mich, eigentlich hatte ich mich nie geöffnet, meine Familie hat das tatsächlich von der Polizei erfahren, die Polizei hat sie angerufen und es ihnen erzählt, somit hatte ich mich geöffnet. Nachdem die Polizei meiner Familie davon erzählt hatte, habe ich meine Identität nie wieder verheimlicht.