Sie haben eine Kampagne gegen Faschismus und Imperialismus gestartet. Das Motto lautet »Steh auf, gewinne die Zukunft!«. Welchen Schwerpunkt setzen Sie dabei?
Unsere Kampagne konzentriert sich auf die Kriegspolitik, auf Rassismus und Faschismus in Europa. Sie sind die direkte Folge der politischen und wirtschaftlichen Krisen in den imperialistischen Staaten. Der Schwerpunkt liegt auf der Aufklärung und Mobilisierung der Arbeiterklasse sowie der unterdrückten Gruppen – Migranten, Frauen, Jugendliche, LGBTQI+-Menschen –, die in dieser Situation besonders hart getroffen werden. Ein zweiter wesentlicher Punkt ist die Stärkung des antifaschistischen und antiimperialistischen Widerstands, indem wir die Arbeiterbewegung und die verschiedenen fortschrittlichen gesellschaftlichen Kräfte zusammenbringen.
Wie wollen Sie das erreichen?
Gemeinsam mit unserer Jugendorganisation YDG, Neue Demokratische Jugend, und Yeni Kadın, Neue Frau, haben wir unsere Kampagne am 1. September, dem Weltfriedenstag, gestartet. Wir planen eine Vielzahl von Aktivitäten. Dazu gehören Demonstrationen, Proteste und Kundgebungen, die europaweit organisiert werden, um die Stimme der Unterdrückten hörbar zu machen. Bildungs- und Aufklärungsveranstaltungen, wie Seminare und Workshops, spielen ebenfalls eine zentrale Rolle. Diese bieten Raum, um historische und gegenwärtige Entwicklungen zu analysieren und konkrete Strategien für den antifaschistischen Kampf zu entwickeln. Eine enge Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen, Gewerkschaften, Frauenorganisationen und migrantischen Gruppen ist dabei entscheidend.
Wen möchten Sie ansprechen?
Unsere Kampagne richtet sich an die breite europäische Arbeiterklasse, die zunehmend unter den wirtschaftlichen, sozialen und politischen Krisen leidet. Als migrantische Selbstorganisation wollen wir Migranten, Frauen, Jugendliche und die LGBTQI+-Gemeinschaften besonders ansprechen, die oftmals Ziel rassistischer und faschistischer Angriffe sind. Der Kampf gegen Faschismus und Imperialismus darf nicht isoliert geführt werden, sondern muss sich auf eine breite gesellschaftliche Basis stützen.
Sie konstatieren in Ihrer Kampagnenbroschüre in fünf Sprachen, dass die Angriffe auf Migrantinnen und Migranten sowie Geflüchtete EU-weit zunehmen. Wie wollen Sie dagegen vorgehen?
Erstens klären wir über die Ursachen dieser Angriffe auf, indem wir die dialektischen Verbindungen zwischen Imperialismus, wirtschaftlicher Ausbeutung und dem Aufstieg faschistischer Bewegungen sichtbar machen. Migranten und Geflüchtete werden als Sündenböcke für Krisen missbraucht, die in Wahrheit aus der kapitalistischen Struktur selbst resultieren. Zweitens fordern wir Schutz und Wahrung der Menschenrechte. Wir arbeiten daran, gemeinsame Kampagnen mit Gewerkschaften und antifaschistischen Gruppen zu gestalten. Unsere richtet sich direkt gegen die rassistische Gesetzgebung in EU-Ländern, die Migrantinnen und Migranten sowie Geflüchtete immer weiter entrechtet und isoliert. Wir kämpfen dafür, dass diese menschenverachtenden Maßnahmen zurückgenommen werden und dass Geflüchtete in Europa nicht länger Zielscheibe rassistischer Politik sind.
Laut Ihrer Einschätzung spielen soziale Medien eine entscheidende Rolle bei der rechten Mobilisierung.
Wir sehen die sozialen Medien als einen entscheidenden Ort der politischen Auseinandersetzung, da rechte und faschistische Bewegungen dieses Terrain gezielt nutzen, um Hass und Spaltung zu säen. Mit gezielten Social-Media-Kampagnen und der Arbeit in digitalen Netzwerken sorgen wir dafür, dass unsere antifaschistischen Botschaften ein breites Publikum erreichen. Vor allem junge Menschen wollen wir dazu befähigen, kritische Inhalte zu teilen und sich aktiv gegen Hassreden und Desinformation zu stellen. Unser Ziel ist es, eine Gegenkultur zu entwickeln, die sich dem rechten Einfluss in den sozialen Medien nachhaltig entgegenstellt.
Quelle: JungeWelt