Feytullah Aslan war einer von tausenden politischen Asylbewerbern, die aufgrund der Repression, der sie in der Türkei in Polizeigewahrsam ausgesetzt waren, in Deutschland Schutz suchten. Wegen der unmenschlichen Behandlung in der Türkei stellte er einen Asylantrag in Deutschland. Doch dieser wurde in der ersten Instanz von den deutschen Gerichten abgelehnt. Da ihm die Ablehnung aufgrund eines Umzugs nicht rechtzeitig zugestellt wurde, konnte Feytullah Aslan keinen Einspruch einlegen, woraufhin eine Ausreiseanordnung gegen ihn erlassen wurde. Daraufhin begann Aslan einen Hungerstreik und stellte einen neuen Asylantrag, der jedoch ebenfalls mit vielen Schwierigkeiten verbunden war.
Nach seinem zweiten Antrag wurde Aslan von der Ausländerbehörde vorgeladen und aufgefordert, ein Dokument für eine freiwillige Rückkehr zu unterzeichnen. Er lehnte dies mit der Begründung ab, dass ihn in der Türkei Folter, Vergewaltigung oder der Tod erwarten würden. Gegenüber seinem Onkel sagte er nach der Ablehnung:
„Plötzlich fand ich mich auf der psychiatrischen Station wieder. Ich erinnere mich an nichts, weiß nicht, ob ich betäubt wurde oder was sonst passiert ist. Wenn ich in die Türkei abgeschoben werde, wird mir das Recht auf Leben genommen, und ich werde gefoltert. Ich akzeptiere diese Ungerechtigkeit nicht, und deshalb habe ich mit einem Hungerstreik begonnen. Ich werde weder essen noch trinken. Sie wollen mich in den Tod schicken.“
Am vierten Tag seines Hungerstreiks starb Feytullah Aslan in einem Zimmer, das 24 Stunden lang überwacht wurde und in dem Sicherheitspersonal anwesend war. Offiziell wurde sein Tod von den Behörden als Selbstmord gemeldet. Seine Familie glaubt jedoch nicht an diese Version und fordert eine umfassende Untersuchung.
Die Psychologin Gözde Güler äußerte sich zu dem Vorfall:
„Für eine Selbststrangulation benötigt man ein Material, das reißfest und belastbar ist. Es bleibt unklar, wie ein solches Material in einer streng überwachten Umgebung wie einer Intensivstation ins Zimmer gelangt sein könnte. Zudem wirft der Vorfall Fragen über die Sicherheitsprotokolle auf, die in Flüchtlingsunterkünften und Kliniken gelten. Warum wurde Feytullahs Zimmer nicht ordnungsgemäß kontrolliert?“
Ein Problem der Menschenrechte
Feytullah Aslans tragischer Tod offenbart erneut das erschreckende Ausmaß der Menschenrechtsverletzungen, die politisch Geflüchtete erleiden. Der zunehmende Autoritarismus in der Türkei führt nicht nur dazu, dass oppositionelle Stimmen zum Schweigen gebracht werden, sondern auch zu systematischer physischer, psychischer und sozialer Zerstörung. Die Folter, Drohungen und der Druck zur erzwungenen Rückführung, denen Aslan ausgesetzt war, sind ein deutlicher Beleg für entwürdigende und menschenrechtswidrige Praktiken. Sein Tod ist nicht nur eine persönliche Tragödie, sondern auch ein erschütterndes Zeugnis für die Grausamkeiten repressiver Regime.
Diese Zustände sind ein gemeinsames Schicksal Tausenden politisch Geflüchteten, die gezwungen sind, aus der Türkei zu fliehen. In europäischen Ländern suchen sie Sicherheit, doch auch dort begegnen sie oft Diskriminierung, sozialer Isolation und psychischem Druck. Besonders für Menschen im Geflüchtetenstatus führt diese Hoffnungslosigkeit immer wieder zu tragischen Vorfällen.
Die Verantwortung der internationalen Gemeinschaft
Feytullah Aslans Geschichte erinnert daran, dass die internationale Gemeinschaft ihre Verantwortung zur Wahrung der Menschenrechte und für eine gerechtere Geflüchteten-politik stärker wahrnehmen muss. Die betroffenen Länder sollten nicht nur auf die Unterdrückung durch Regime wie das in der Türkei aufmerksam machen, sondern auch humanere Bedingungen für die Schutzsuchenden auf ihrem eigenen Staatsgebiet schaffen. Die Geflüchtetenkrise darf nicht nur durch Statistiken betrachtet werden – vielmehr sollten menschliche Schicksale in den Vordergrund gestellt werden, um Empathie und Lösungsansätze zu fördern.
Es ist unerlässlich, dass Menschenrechtsorganisationen und internationale demokratische Institutionen lauter gegen die Unterdrückung in der Türkei und ihre transnationalen Auswirkungen auftreten. Das Andenken an Feytullah Aslan und ähnliche Schicksale darf nicht in Vergessenheit geraten. Sie können als Anstoß dienen, um größere Schritte zur Wahrung der Menschenrechte zu unternehmen. Solche Tragödien sind nicht nur Verluste, sondern zugleich ein Aufruf zur Verteidigung von Gerechtigkeit und Würde.
Die in den letzten Jahren verabschiedeten migrationsfeindlichen Gesetze zeigen, dass solche unmenschlichen Praktiken in Zukunft zunehmen könnten. Es ist die Verantwortung aller revolutionären, demokratischen und progressiven Kräfte, sich solidarisch gegen diese Entwicklungen zu stellen und für Menschlichkeit und Gerechtigkeit einzutreten.